Die Einbalsamierer

Im alten Ägypten kannten nur einige wenige die Mumifizierungspraktiken. Dies waren die sog. „Einbalsamierer“. Ein Einbalsamierer benutzte ein T-förmiges Arbeitszimmer aus leichten Materialien wie Matten und Leinwänden, welches als „Purifikationzelt“ bezeichnet wurde.

Normalerweise befanden sich diese Arbeitsplätze am Nil, da zum Waschen der Leichen eine große Menge Wasser benötigt wurde. Der Mumifizierungsprozess dauerte normalerweise 70 Tage und war wichtigen Persönlichkeiten vorbehalten, wie z.B. den Pharaonen. Diese mussten Leib und Seele bewahren, um im Jenseits zu überleben. Die Pharaonen waren dazu bestimmt, selbst Götter zu werden und in das ägyptische Pantheon einzutreten (das Wort Pantheon τό πάνθειον bedeutet auf Griechisch  “Gesamtheit der Götter”).

Mit der Zeit wurde das Zelt des Einbalsamierers leichter und transportabler, sodass er es sich leisten konnte, seine Aufgabe überall dort zu erledigen, wo sie gerade benötigt wurde.

Einbalsamierer - Photo by Kévin Langlais on Unsplash

Photo by Kévin Langlais on Unsplash

Der Totenkult

Der Totenkult war im alten Ägypten ebenso vielfältig und komplex wie der Götterkult. Die Ägypter glaubten, dass es nach dem Tod ein anderes Leben gab, weshalb sie die sog. „Mumifizierung“ insbesondere bei verstorbenen Pharaonen praktizierten. Auf diese Weise ermöglichten sie die Erhaltung des Körpers, damit der Verstorbene im Jenseits weiterleben konnte.

Die zwei Seelen

Dem Totenkult der Ägypter nach, wird ein Mensch mit zwei Seelen geboren: „Ba“ und „Ka“. Die erste Seele, das „Ba“, ist dazu bestimmt, nach dem Tod ins Jenseits zu reisen. Die zweite Seele, die „Ka“, ist mehr mit dem irdischen Leben verbunden und dazu bestimmt, beim Körper zu bleiben. Auch im Grab. In dieses wurden Gegenstände wie Kleidung, Kosmetika, Lebensmittel usw. gelegt, um dem Verstorbenen in der Unterwelt dienlich zu sein. Damit der Verstorbene zum ewigen Leben gelangte, musste er mehrere schwere Prüfungen bestehen, von denen die letzte die schwierigste war: Anubis, der Gott der Mumifizierung und der Friedhöfe, trug die Toten vor Osiris, den Gott des Todes. Dieser wog ihre Herzen gegen die Feder der Göttin der Gerechtigkeit Maat. War das Herz aufgrund der im Leben begangenen Fehler schwerer als die Feder, wurde der Verstorbene sofort von Ammut, einem furchterregenden Monster, verschlungen. Wenn aber das Herz gleich viel wie die Feder wog, hatte der Verstorbene das Recht auf ewiges Leben.

Aus diesem Grund wurden beim Einbalsamieren die Organe mit Ausnahme des Herzens entnommen, welches ja von Osiris gewogen werden musste.

Der Mumifizierungsprozess

Nachdem der Körper zur Reinigung mit einer Flüssigkeit aus Bier gewaschen wurde (Bier war ein heiliges Getränk für die Ägypter) zogen die Einbalsamierer nach einer Zeremonie unter dem Vorsitz der Priester von Anubis, die Organe mit Ausnahme des Herzens aus dem Körper des Verstorbenen.

Dank der erhaltenen archäologischen Funde kennen wir einige der Werkzeuge und Verfahren, die für diese Operation verwendet wurden. Das Gehirn wurde mit einem hakenförmigen Instrument aus der Nase extrahiert. Dann machten die Einbalsamierer mit einem scharfen Stein einen sauberen Schnitt am Bauch, um die verbleibenden Organe zu extrahieren. Diese wurden mit Salzen, Ölen und Harzen behandelt und in eine Vase mit Abdeckung und in Form diverser Gottheiten gelegt. Am Ende wurde die Vase in der Nähe des Sarkophags positioniert.

Nachdem der Hohlraum mit Zubereitungen und Essenzen gereinigt worden war, füllte der Einbalsamierer ihn mit Stroh und Lappen und legte den Körper für 40 Tage in eine Salzlösung – Natriumcarbonathydrat. Anschließend wurde der Körper mittels einer Zeremonie im Nil gewaschen und 20 Tage in der Sonne getrocknet. Aufgrund des Trocknungsprozesses wurde die Haut sehr trocken, sodass der Einbalsamierer sie anschließend mit Ölen und Essenzen besprühte, um sie weicher zu machen.

In der letzten Phase der Mumifizierung wurden Leinenbinden hergestellt, in parfümierte Essenzen und Salben getränkt und um den Körper gewickelt. Manchmal wurden zwischen den Binden Juwelen und Amulette eingesetzt, die dem Toten während seiner gesamten Reise Glück und Stärke bringen sollten.

 

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