Eine Reise nach Sulden – zwischen Geschichte und Natur
Die Kirchen von Sulden und deren Friedhöfe: Alte Pfarrkirche und Pfarrkirche zur Hl. Gertraud
Sulden ist ein kleines Bergdorf auf 1906 Metern Seehöhe im Südtiroler Vinschgau. Eingebettet zwischen den Gipfeln der imposanten Ortler-Gruppe ist es eine beliebte Destination für Skifahrer, Wanderer und Naturliebhaber.
Auf einer meiner Reisen nach Sulden beschließe ich, die Geschichte und Entstehung dieses bezaubernden Dörfchens besser kennenzulernen und mache mich auf eine Entdeckungstour durch den Ort. Bei meinem Spaziergang zwischen Hotels und Skigeschäften sehe ich zwei Türme hervorragen und – angesichts meiner Leidenschaft für alte Kirchen und Friedhöfe – mache ich mich auf den Weg, um jene von Sulden zu entdecken.
Die Alte Pfarrkirche und der angrenzende Friedhof
Als erstes stoße ich auf die Alte Pfarrkirchen von Sulden, ein kleines, quadratisches Kirchlein. Ich nähere mich dem Eingang und finde heraus, dass die Kirche im Jahre 1369 erbaut und im 16. Jahrhundert erneuert wurde. Im Inneren befinden sich antike malerische Elemente, die den Kreuzweg und die Grablegung Jesu darstellen.
Das Altarbild, auf dem die Hl. Gertraud abgebildet ist, stammt vom Pustertaler Johann Siess (1851). Auf der Außenseite befindet sich ein kleiner Friedhof entlang der Kirchenmauer und rundherum stehen charakteristische Denkmäler.
Wer war die Hl. Gertraud?
Die beiden Kirchen von Sulden sind der Hl. Gertraud geweiht. Wer aber war die Hl. Gertraud? Gertraud wurde 1256 in Eisleben in Deutschland geboren und kam im Alter von 5 Jahren ins Nonnenkloster von Helfta (Sachsen-Anhalt), wo sie lebte.
Sie ist bekannt für ihre Liebe zur Kunst, Literatur, Musik und zum Gesang. Mit 26 Jahren hatte sie ihre erste Christusvision, wodurch sie ihr Leben neu ausrichtete. Das stellte einen großen Wendepunkt dar und sie widmete sich fortan Jesus. Vom Licht erleuchtet, wurde sie noch mit anderen außergewöhnlichen Gnaden wie Visionen, Ekstasen und Wundmalen beschenkt. Sehr bald wurde sie schwer krank, weshalb Gertraud ihr restliches Leben in Einsamkeit und im Gebet verbringen wollte. Als sich jedoch die Erzählungen über ihre Visionen verbreiteten, kamen die Menschen in ihr Kloster, denn sie wollten sie sehen, ihr Fragen stellen und sich ihr anvertrauen. Deshalb beschloss Gertraud, diese orientierungslosen Menschen bei sich aufzunehmen und ihnen bei ihrer Suche nach Antworten zu helfen. Im Jahre 1302 starb Gertraud im Alter von 46 Jahren und 1738 wurde sie von der katholischen Kirche zur Heiligen erklärt.
Die neue Pfarrkirche von Sulden
Unweit der alten Kirche von Sulden befindet sich die neue Pfarrkirche, welche ebenfalls der Hl. Gertraud geweiht ist – sie trägt den Namen Pfarrkirche zur Hl. Gertraud. Im Außenbereich ist ein Garten, wo ein Denkmal an die Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkriegs erinnert.
Die Pfarrkirche zur Hl. Gertraud wurde zeitlich nach der alten Pfarrkirche erbaut, und zwar auf Initiative des Kurat Johann Eller, der im Jahr 1891 Gemeindepfarrer wurde. Eller wollte eine neue Kirche, die größer als die bestehende Kirche von Sulden war. Aus diesem Grund machte ihm seine Schwester, Kathi Eller, jenes Grundstück zum Geschenk, worauf die neue Kirche errichtet wurde. Nicht nur die Familie Eller, sondern auch die Einwohner und einige Gäste des Ortes trugen zur Finanzierung der Kirche bei.
Der Bau der neuen Pfarrkirche ist vorwiegend in neuromanischem Stil mit abgesetztem Rundchor, seitlichem Turm, Atrium, Giebeldach und Rundbögen. Unter dem Kreuzgewölbe im Kircheninneren erheben sich drei Holzaltäre in neuromanischem Stil.
Im Garten rund um die Kirche befindet sich der zweite Friedhof mit moderneren Grabsteinen und dahinter erheben sich die Berge der Ortler-Gruppe. Sulden, ein Ort mit zwei Kirchen und einem traumhaften Panorama, hat mich in seinen Bann gezogen. Daher bleibe ich noch vor den Grabsteinen stehen und mache ein paar Fotos, die ich gerne mit euch teile.
