Gruselgeschichten für Kinder oder einfach nur schreckliche Geschichten?

Wer von euch kann sich an Gruselgeschichten in der Kindheit erinnern? Einige davon hatten bestimmt mit Friedhöfen zu tun. Wir haben diese Gruselgeschichten gehört und sie dann weitererzählt. Die Friedhöfe und die Verstorbenen. Ein beliebtes Thema. Einfach unheimlich und ein unheimlich beliebtes Gruselgeschichten-Thema.

Ich kenne das nur allzu gut. Es scheint fast so als hätten wir als Kinder einen anderen Zugang zu diesen Dingen gehabt. Je älter ich wurde, umso größer wurde meine Angst und ich wurde immer sensibler, wenn es um gewisse Themen ging. Ich kann Gruselgeschichten und schreckliche Geschichten gar nicht mehr ertragen. Je realer sie sind, umso weniger mag ich sie.

Ich erinnere mich noch gut an die Abende mit meinen Freunden, die wir im dunklen Zimmer verbracht haben. Jeder durfte eine Gruselgeschichte erzählen und das Kind, das an der Reihe war, musste eine Taschenlampe in der Hand halten. Das Gesicht sah dann richtig unheimlich aus und die Gruselgeschichten wirkten noch schrecklicher. Wir übertrumpften uns gegenseitig mit den fürchterlichsten Erzählungen. Alles war frei erfunden, aber es war dennoch ziemlich gruselig. Die Geschichten, die ich dir jetzt erzählen möchte, sind real. Ich habe sie erst später kennengelernt. Und das ist gar nicht lange her.

Stockholms Gruselgeschichten: Wer war Olof Palme?

Das war in Stockholm. Ich besuchte den Adolf-Fredriks-Friedhof in Stockholm. Und da gibt es wirklich schreckliche Geschichten zu entdecken. Als ich so durch die Straßen Stockholms schlenderte, bin ich auf einen kleinen Friedhof gestoßen. Er liegt direkt an einer der Hauptstraßen der Stadt. Da ich mich seit jeher für solche Orte interessiert habe, bin ich sofort hineingegangen. Auf etlichen Grabsteinen las ich die Namen von erst kürzlich Verstorbenen. Anderen hingegen sah man an, dass sie schon seit langer Zeit auf dem Friedhof waren. Die Zeit hat sie gezeichnet und geprägt. Da gab es auch berühmte Namen zu entdecken. Ein Stück Geschichte eben. Der Adolf-Fredriks-Friedhof war sehr alt.

Gruselgeschichten

Anscheinend gibt es ihn seit dem Jahr 1600. Die Kirche im Zentrum hingegen wurde zwischen 1768 und 1774 erbaut und trägt den Namen von Adolf Fredriks, der Schweden von 1751 al 1771 regierte. Ein König. Ich sah mich genau um und ich entdeckte eine Inschrift zwischen den Gräbern: Olof Palme. Wer war das wohl? Wie ist er gestorben? Die mysteriöse Ermordung von Olof Palme. Bei meinen Recherchen fand ich heraus, dass Olof Palme ein schwedischer Politiker war. Er war ein Sozialdemokrat und Premierminister. Bis zu seiner Ermordung am 28. Februar 1986. Sein Fall ist bis heute ungelöst. Man kennt weder das Motiv noch den Täter. Da Olof Palme angeblich kommunistische Tendenzen hatte, vermuteten einige, dass der Mörder Verbindungen zu den Rechtsextremisten hatte.

An jenem Tag, es war kurz nach Mitternacht, ging Palme mit seiner Frau Lisbet durch Sveavägen. Sie befanden sich auf einer der Hauptstraßen Stockholms. Der Killer erschoss den Premierminister von hinten mit einer Pistole, Kaliber 9, und verletzte eine Niere. So schwer, dass es keine Hilfe mehr geben konnte. Ein Projektil streifte Lisbet und eine Sekunde später sah sie ihren Mann in einer Blutlache auf dem Gehsteig liegen. Sie rief die Rettung.

Drei Stunden vor der Gräueltat hatte der Premierminister angeblich seinen Polizeischutz und seine Leibwächter weggeschickt. Er wollte mit seiner Frau ins Kino gehen. Ohne bewaffnete Männer an seiner Seite. Und genau beim Verlassen des Kinos, mitten im Zentrum der Stadt, geschah das Unfassbare. Es gab einen Augenzeugen, ein Taxifahrer namens Anders Delsbors, der den Mord sah. Ein Mann im Regenmantel? Alles reine Spekulation. Fakt ist, dass der Mörder schoss, floh und in einer der Gassen verschwand. Jede Hilfe kam zu spät. Es war alles umsonst. Olof Palme starb eine Stunde später in der Sabbatsberger Klinik.

“Ein eiskalter Mord, ein Komplott, ausgeführt von einem Profi, der seinem Opfer kurz vor dem Mord vielleicht noch etwas mitteilen wollte.” So in etwa hieß es bei der Polizei ein paar Stunden nach dem Attentat. Es gab kaum Indizien. Auch heute gilt der Mord als ungeklärt.

Die Geschichte der kleinen Ebba Åkerlund

Gruselgeschichten

Ich setzte meinen Spaziergang auf dem Friedhof fort und sah mir die Gräber an. Und dann fand ich einen schwarzen Grabstein in Herzform. Darauf war ein Foto zu sehen. Und überall waren Blumen. „Ebba“ stand da in traurigen Lettern. 7. Juni 2005 bis 7. April 2017. Die Zahl 7 gab es gleich dreimal. In der Zahlensymbolik hätte dieses Datum vielleicht eine spezielle Bedeutung. Und dann las ich ihre Geschichte und verstand was der kleinen Ebba zugestoßen war. Sie war nur 11 Jahre alt geworden. Am 7. April verließ Ebba verließ die Schule, um sich auf den Weg zu ihrer Mama zu machen. Dabei ging sie in Richtung Drottninggatan, einer der berühmtesten Fußgängerzonen von Stockholm. Genau in diesem Moment, lenkte Rakhmat Akilov, ein ISIS-Terrorist, einen Lastwagen in die Menschenmenge. Dabei wurden 5 Menschen getötet. Sie mussten ihren Lebensweg vor den Schaufenstern des Kaufhauses Åhléns beenden. Eine von ihnen war die kleine Ebba, die heute für viele ein Symbol für den Anti-Terror-Kampf geworden ist. Sie ruht auf dem Adolf-Fredriks-Friedhof. Ebbas Tod galt unter anderem als Rachemotiv für den Anschlag in Christchurch, Neuseeland, am 15. März 2019. Der 28jährige islamfeindliche Australier Brenton Tarrant hat 50 Menschen getötet, die in zwei Moscheen ihr Gebet abhielten.

Friedhöfe und ihre Gruselgeschichten

Gruselgeschichten

Jeder Platz auf der Welt hat seine eigene Geschichte. Friedhöfe haben viel zu erzählen. Das hat mit den Gruselgeschichten unserer Kindheit nicht so viel zu tun. Diese Geschichten sind real. Manche Verstorbene fallen durch ihre berühmten Namen auf. Andere waren ganz normale Menschen. Sie alle erzählen uns etwas. Sie haben eine Geschichte und sie sind Zeugen ihrer Zeit. Ich glaube daran, dass unsere Geschichte und unsere Erinnerung auch auf den Friedhöfen zu spüren sind. Und wir müssen uns auch an jene erinnern, die vielleicht einen weniger schönen Tod hatten. Die nicht in den Armen jener gestorben sind, die sie liebten. Von jedem Leben können wir etwas lernen. Jede Erfahrung kann uns etwas zeigen, ob sie nun zum Tod oder zum Leben gehört.

Auf einem Denkmal in der KZ-Gedenkstätte Dachau steht in drei Sprachen ein Satz geschrieben, der mir sehr gefällt: “Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.”

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